Hybride Gottesdienste

Damit Kirche wieder Spass macht

Unkonventionelle Gottesdienste: in der «UND Marburg» Alltag!
Graffitis bedecken die Ziegelsteinwände, lila Scheinwerfer beleuchten die Bühne. Gottesdienste finden alle zwei Wochen statt, dazwischen gibt es Gemeinschaftsaktionen. Alle sind willkommen, besonders jene mit «Wunden des Lebens und des Glaubens».

Christen befinden sich zwischen zwei Paradiesen – dem Garten Eden und dem Himmel. Jetzt sind sie unterwegs als Pilgerschar – oder auf einem «Roadtrip mit Gott», wie es das kirchliche Start-up «UND Marburg» nannte, als sie vor knapp zwei Jahren erstmals an die Öffentlichkeit gingen. Menschen, die sich zugehörig fühlen und die Vision in den Grundzügen teilen, nennen sie «Weggefährt:innen». 

Beteiligt am Projekt ist unter anderem Tobias Faix, Professor für Praktische Theologie an der CVJM-Hochschule Kassel. Er schrieb zur Eröffnung: «Nach über 2,5 intensiven Jahren mit vorbereiten, beten, planen, einüben, streiten, versöhnen, scheitern, weitermachen, nachdenken, diskutieren, nochmal diskutieren, ausprobieren, wieder verwerfen, noch mal probieren und endlich für gut befinden geht es jetzt los.» Sie wollen mutig Neues ausprobieren: «Wir träumen davon, miteinander Kirche zu leben, die zeitgemäss, authentisch und vielfältig in Glaubens- und Lebensstilen ist, die mutig und innovativ Neues ausprobiert und Raum für Entfaltung und Entwicklungen lässt. Jungen und älteren Menschen etwas zutraut und ein kleines Stück des Reiches Gottes widerspiegelt.»

An der Eröffnung waren auch der Oberbürgermeister, der Dekan und die Bischöfin dabei. Knapp 600 Gäste nahmen insgesamt am «Grand Opening» teil. Seither freuen sie sich in jedem Gottesdienst über die vielen Menschen, die kommen. Besonders über diejenigen, die wenig oder gar nichts mit Kirche zu tun haben. 

Ein UND steht nie allein

Dabei sollte nicht alles neu erfunden werden, sondern bestehende soziale, diakonische und kirchliche Ideen und Projekte innerhalb Marburgs unterstützt und miteinander verbunden werden. Das zeigt auch der Name. Tobias Faix: «Gemeinsam suchen wir dabei das gute Leben und Gottes kreativen und liebevollen Herzschlag in unserer Welt. Lokal und global wollen wir uns dabei für Gottes Gerechtigkeit, Frieden und gelebte Nächstenliebe einsetzen.»

Der Name ist zwar sperrig, aber dafür programmatisch und spiegelt das Anliegen direkt wieder: Ein UND steht nie allein. Ein UND braucht immer Ergänzung. Ein UND ist unvollendet. UND soll Menschen miteinander und mit Gott verbinden. Diese DNA verbindet dabei unterschiedliche Frömmigkeitsstile, Generationen und theologische Richtungen miteinander, die traditionell eher nebeneinander standen. Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» hat der Kirche kürzlich einen grossen Artikel gewidmet. 

Hybride Kirche 

UND Marburg ist so Teil der evangelischen Kirche und versucht, die gute Nachricht in frischen Formen zu kontextualisieren, so dass das Evangelium neu erlebt werden kann. UND Marburg ist eine hybride Kirche, die es sich zum Ziel gesetzt hat, kirchliche Formate jederzeit und für jede und jeden zugänglich zu machen. Daher gibt es spezielle Online-Formate und neue Gottesdienstformen, die die Partizipierenden der Präsenzveranstaltung mit der Online-Community verbinden. Die Kirche UND Marburg besitzt kein eigenes Gebäude. Sie ist an vielen Orten und in den sozialen Medien zuhause. Die Gottesdienste feiern sie hybrid 14tägig im Kultur- und Gründerzentrum Lokschuppen und die Sonntage dazwischen in kleinen Gruppen und an ganz unterschiedlichen Orten. Unter der Woche gibt es altersspezifische und thematische Veranstaltungen – von Jugend über Diakonie bis Kunst – und ganz unterschiedliche Kleingruppen.

Kreatives und viel Interaktion 

Vielfalt und Kreativität spielt eine grosse Rolle bei UND Marburg. Dies zeigt sich immer wieder durch Kunst, Musik, Theater, Kreatives und viel Interaktion. Dabei geht es nicht um Perfektion, sondern gemeinsam Gottes wunderbare Schönheit und Vielfalt widerzuspiegeln. Es wurden schon Koch-, Kunst- und Open Air-Gottesdienste auf verschiedenen Grillplätzen Marburgs gefeiert. Auch werden im Lokschuppen neue gottesdienstliche Formate ausprobiert. Dazu gehören Dialogpredigten oder ein Festivalwochenende mit viel Zeit für Gemeinschaft, Essen und Spass.

Dieser Beitrag erschien bei Dienstagsmail.

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Datum: 05.06.2024
Autor: Markus Baumgartner
Quelle: Dienstagsmail

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